Ein Deutscher Journalist Schreibt Mal Wieder Über Die Schweiz

Bei Peet habe ich einen Hinweis auf diesen Spiegel-Artikel gefunden.

Dieses Glanzstück journalistischer Kunst zeigt einmal mehr, warum die Deutschen im Ausland als jammerndes Volk angesehen werden…

Der Autor beschwert sich über eine Bretzel für 4 Franken. Wenn ich sie im HB an den Bahnsteigen kaufe, brauche ich mich auch nicht wundern. Begebe ich mich allerdings ein Stockwerk tiefer, dann kostet sie noch die Hälfte, was dann ca. EUR 1,30 entspricht. Das zahle ich in Berlin am Bahnhof auch. Und Berlin gilt als “günstig”.

Die Preise im Café Sprüngli sind ihm zu teuer (wie hoch ist bitte der Preis für einen Kaffee und ein Stück Kuchen in einem Café in Mitte, auf dem Berliner Touristenmagneten “Unter den Linden”, am Ku’damm oder am Alexanderplatz?).

Letztendlich prahlt er damit, schwarzfahrenderweise das Schweizer Kontrollsystem in der S-Bahn zum Flughafen unbemerkt überwunden zu haben. Hätte ich vor Schadenfreude gelächelt, wenn er noch CHF 80.- Busse dafür hätte bezahlen müssen. Vielleicht wusste er es nicht: Schweizer Geldautomaten geben auch weniger als CHF 100.- heraus. Und die Fahrkarten können am Automaten sogar in Euro bezahlt werden.

Unmissverständlich ist mir auch, wie er es schafft, CHF 14.- für die Gepäckaufbewahrung auszugeben… Ein großes Schließfach kostet im HB CHF 5.- für den ganzen Tag… Zwei kosten dann… bestimmt nicht 14 Franken. Aber das passt zum Rest des Artikels.

Der Artikel zeigt mal wieder, was die meisten deutschen Journalisten zur “Völkerverständigung” beitragen: sie fahren für einen oder zwei Tage in die Schweiz und schreiben dann, dass die Landschaft und das Leben sehr schön ist, beklagen sich immer über die hohen Kosten. Da werden Tatsachen ein wenig verdreht (was ich bisher eigentlich nur von Deutschlands auflagenstärkster Tageszeitung und Konsorten und nicht vom Spiegel gewohnt war), nur um das Klischee aufrecht zu halten bzw. zu stärken.

Kurzum: ich finde, der Artikel ist Schrott. Ich behaupte gar nicht, dass ich ihn hätte besser schreiben können (gut, vielleicht schon ein bisschen, schließlich habe ich wenigstens ein halbes Jahr in der Schweiz gewohnt und nicht nur wenige Tage dort verbracht). Vermutlich gibt es auch genügend Leute, deren journalistischen Anspruch mein Blog nicht mal ansatzweise erfüllt. Aber eine Meisterleistung war der Spiegel-Artikel nicht gerade.

Naja, wenigstens hatte ich ein wenig Unterhaltung und konnte mit dieser Grundlage mal wieder einen sinnfreien Blogartikel schreiben…

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